Vom 16. bis 18. September 2025 prägte der 83. Deutsche Fürsorgetag die Fachdebatte der Kinder- und Jugendhilfe. Die Bundesarbeitsgemeinschaft Allgemeiner Sozialer Dienst (BAG ASD) war mit einem Informationsstand auf dem „Markt der Möglichkeiten“ vertreten und konnte zentrale Herausforderungen der kommunalen Allgemeinen Sozialen Dienste (ASD) direkt mit Fachöffentlichkeit, Forschung und Verwaltung diskutieren.
Der Deutsche Fürsorgetag gilt als größtes sozialpolitisches Forum im deutschsprachigen Raum. Nach den pandemiebedingten Einschränkungen der letzten Jahre war der persönliche Austausch in Erfurt besonders gefragt. Die Tagung bot Fachforen, Vorträge und praxisorientierte Workshops, in denen sich Trends, Engpässe und Strategien der sozialen Arbeit bündeln ließen. Für den ASD rückten zwei Dauerbaustellen in den Mittelpunkt:
Viele Standbesucherinnen und -besucher bestätigten, dass aktuelle Berechnungsmodelle den komplexeren Fallkonstellationen im ASD nicht mehr gerecht werden. Immer mehr Kommunen erarbeiten deshalb eigene Verfahrensschlüssel. Dennoch fehlt ein konsensfähiges, wissenschaftlich fundiertes Referenzmodell, das Fallbelastung, Fallschwere und Qualitätsanspruch systematisch verknüpft.
Fachkräfte aus Jugendämtern berichteten übereinstimmend, dass Notunterkünfte, Inobhutnahmestellen und stationäre Krisenangebote in vielen Regionen bereits Monate im Voraus ausgelastet sind. Dies verzögert Hilfen, erhöht Eskalationsrisiken und verstärkt den Druck auf bereits überlastete ASD-Teams.
„Wenn wir in der akuten Krise keinen Platz anbieten können, verlieren wir Vertrauen – und das ist im Kinderschutz fatal.“ – Kommentar einer ASD-Fachkraft am BAG-Stand
Beide Themen laufen wie ein roter Faden durch den ASD-Alltag. Mangelnde Personalkapazität führt zu hohen Fallzahlen pro Fachkraft, längeren Bearbeitungszeiten und eingeschränkter Präventionsarbeit. Fehlen dann auch noch Krisenplätze, bleibt der ASD in akuten Gefährdungssituationen handlungsunfähig. Dies gefährdet nicht nur den Kinderschutz, sondern auch die Motivation der Mitarbeitenden.
Der Fürsorgetag zeigte jedoch, dass Wissenstransfer und regionale Vernetzung Lösungswege eröffnen:
Die BAG ASD wird die im Rahmen des Fürsorgetags gesammelten Anregungen in ihre aktuelle Arbeitsagenda aufnehmen. Im Mittelpunkt stehen:
Mit diesen Schritten will die BAG ASD dazu beitragen, dass der ASD seiner gesetzlichen Verantwortung unter § 1 SGB VIII nachkommen kann: junge Menschen zu fördern, vor Gefahren zu schützen und Familien zu unterstützen. Der Fürsorgetag hat gezeigt, dass hierfür breite Allianzen nötig sind – zwischen Forschung, Praxis, Verbänden und Politik.
Fazit: Personalbemessung und Krisenplätze bleiben die neuralgischen Punkte der Jugendhilfe. Der konstruktive Dialog in Erfurt bietet jedoch eine solide Grundlage, um gemeinsam tragfähige Lösungen zu erarbeiten. Die BAG ASD lädt alle Interessierten ein, diesen Prozess aktiv mitzugestalten.