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Fürsorgetag 2025: Personalbemessung und Krisenplätze im Fokus der ASD-Fachwelt

19.9.2025
Artikel erstellt am:
Fürsorgetag 2025: Personalbemessung und Krisenplätze im Fokus der ASD-Fachwelt
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Vom 16. bis 18. September 2025 prägte der 83. Deutsche Fürsorgetag die Fachdebatte der Kinder- und Jugendhilfe. Die Bundesarbeitsgemeinschaft Allgemeiner Sozialer Dienst (BAG ASD) war mit einem Informationsstand auf dem „Markt der Möglichkeiten“ vertreten und konnte zentrale Herausforderungen der kommunalen Allgemeinen Sozialen Dienste (ASD) direkt mit Fachöffentlichkeit, Forschung und Verwaltung diskutieren.

Einordnung: Warum der Fürsorgetag 2025 wichtig war

Der Deutsche Fürsorgetag gilt als größtes sozialpolitisches Forum im deutschsprachigen Raum. Nach den pandemiebedingten Einschränkungen der letzten Jahre war der persönliche Austausch in Erfurt besonders gefragt. Die Tagung bot Fachforen, Vorträge und praxisorientierte Workshops, in denen sich Trends, Engpässe und Strategien der sozialen Arbeit bündeln ließen. Für den ASD rückten zwei Dauerbaustellen in den Mittelpunkt:

  • Personalbemessung – die Lücke zwischen gesetzlichen Anforderungen, steigenden Fallzahlen und begrenzten Fachkräftekapazitäten.
  • Krisenplätze – die unzureichende Verfügbarkeit akuter Unterbringungsmöglichkeiten für Kinder, Jugendliche und Familien in Not.

Kernaussagen und neue Impulse

1. Personalbemessung braucht bundesweit belastbare Standards

Viele Standbesucherinnen und -besucher bestätigten, dass aktuelle Berechnungsmodelle den komplexeren Fallkonstellationen im ASD nicht mehr gerecht werden. Immer mehr Kommunen erarbeiten deshalb eigene Verfahrensschlüssel. Dennoch fehlt ein konsensfähiges, wissenschaftlich fundiertes Referenzmodell, das Fallbelastung, Fallschwere und Qualitätsanspruch systematisch verknüpft.

  • Der interdisziplinäre Austausch machte deutlich, dass reine Fallzahl-Kennziffern unzureichend sind.
  • Vorgeschlagen wurden hybride Modelle aus quantitativen Indikatoren und qualitativer Fallgewichtung.
  • Hierfür braucht es Datentransparenz, um kommunale Unterschiede offen zu legen.

2. Fehlende Krisenplätze gefährden Kinderschutzketten

Fachkräfte aus Jugendämtern berichteten übereinstimmend, dass Notunterkünfte, Inobhutnahmestellen und stationäre Krisenangebote in vielen Regionen bereits Monate im Voraus ausgelastet sind. Dies verzögert Hilfen, erhöht Eskalationsrisiken und verstärkt den Druck auf bereits überlastete ASD-Teams.

  • Diskutiert wurde die Einrichtung flexibler Poolplätze, die trägerübergreifend aktiviert werden können.
  • Einige Kommunen erwägen temporäre Familienpflege-Plattformen als Brücke bis zur regulären Hilfe.
  • Alle Vorschläge betonen die Notwendigkeit verbindlicher Finanzierungszusagen der Länder.
„Wenn wir in der akuten Krise keinen Platz anbieten können, verlieren wir Vertrauen – und das ist im Kinderschutz fatal.“ – Kommentar einer ASD-Fachkraft am BAG-Stand

Relevanz für die Praxis des Allgemeinen Sozialen Dienstes

Beide Themen laufen wie ein roter Faden durch den ASD-Alltag. Mangelnde Personalkapazität führt zu hohen Fallzahlen pro Fachkraft, längeren Bearbeitungszeiten und eingeschränkter Präventionsarbeit. Fehlen dann auch noch Krisenplätze, bleibt der ASD in akuten Gefährdungssituationen handlungsunfähig. Dies gefährdet nicht nur den Kinderschutz, sondern auch die Motivation der Mitarbeitenden.

Der Fürsorgetag zeigte jedoch, dass Wissenstransfer und regionale Vernetzung Lösungswege eröffnen:

  1. Kommunen können Best-Practice-Modelle zur Personalbemessung adaptieren und schrittweise an eigene Gegebenheiten anpassen.
  2. Überregional vernetzte Notfall-Platzbörsen reduzieren Suchzeiten für Unterbringungsangebote.
  3. Kooperationsvereinbarungen mit freien Trägern sichern Ausweichkapazitäten.
  4. Forschungseinrichtungen bieten Unterstützung bei Datenerhebung und Evaluation.

Ausblick und Empfehlungen der BAG ASD

Die BAG ASD wird die im Rahmen des Fürsorgetags gesammelten Anregungen in ihre aktuelle Arbeitsagenda aufnehmen. Im Mittelpunkt stehen:

  • Fachliche Leitlinien zur Personalbemessung – Erstellung eines Diskussionspapiers bis Frühjahr 2026.
  • Lobbyarbeit für Krisenplatz-Kapazitäten – Gespräche mit Ländervertreter*innen und kommunalen Spitzenverbänden.
  • Forschungskooperationen – Einbindung universitärer Partner zur empirischen Fundierung der Leitlinien.
  • Fortbildungsformate – Webinare und Präsenzworkshops, um ASD-Teams praxisrelevante Tools zur Fallgewichtung an die Hand zu geben.

Mit diesen Schritten will die BAG ASD dazu beitragen, dass der ASD seiner gesetzlichen Verantwortung unter § 1 SGB VIII nachkommen kann: junge Menschen zu fördern, vor Gefahren zu schützen und Familien zu unterstützen. Der Fürsorgetag hat gezeigt, dass hierfür breite Allianzen nötig sind – zwischen Forschung, Praxis, Verbänden und Politik.

Fazit: Personalbemessung und Krisenplätze bleiben die neuralgischen Punkte der Jugendhilfe. Der konstruktive Dialog in Erfurt bietet jedoch eine solide Grundlage, um gemeinsam tragfähige Lösungen zu erarbeiten. Die BAG ASD lädt alle Interessierten ein, diesen Prozess aktiv mitzugestalten.

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